Die Gründung des UYC Mattsee

1925-1938 Bericht von OTTO KASSEROLLER
Der Union-Yacht-Club Mattsee wurde vor 75 Jahren am 18. März 1925 gegründet und von der Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung als Vereinsbehörde genehmigt, und zwar als einer von zehn Zweigvereinen des damaligen Union-Yacht-Clubs. Eine Gruppe von Seglern, besser gesagt, Seglerfamilien, die ihre Urlaube in Mattsee verbrachten, haben sich damals zusammengesetzt und diese Gründung beschlossen. Es waren dies die Familien Körbl, Michalek, Mörth, Müller, Rochelt, Masel und Rumpf – alles Sommerfrischler aus Wien – und dazu, als einziger Salzburger beziehungsweise Mattseer, Hans Brichta. Der erste Obmann war Primar Herbert Körbl der die Clubführung dann nach kurzer Zeit an Arthur Michalek abgab. Unter seiner zielbewußten Führung bildeten die jungen Mattseer Sommergäste den Kern des Clubs und erbrachten bald sehr gute sportliche Leistungen und Erfolge, auf eigenen und auf benachbarten Revieren, in den Bootsklassen 22er, 15er, Einheits-10er und ab 1935 auf der Olympiajolle. 1932 nahm Hans Riedl an den Olympischen Spielen in Los Angeles teil. Die allerersten Wettfahrten des Clubs fanden am 3. Juli und 8. August 1925 in Form der „Mattsee-Woche“ statt.

Gleich zu Beginn dieser Clubperiode kam man auf die originelle Idee, eine 24-Stunden-Regatta durchzuführen. Gewertet wurden – wie der Name sagt – nicht die gesegelte Zeit einer gewissen Strecke, sondern die Strecke die man innerhalb von 24 Stunden zurücklegte. Eine für damalige Zeiten „aufregende“ Sache, die sehr gut organisiert sein mußte. Die erste dieser Wettfahrten fand im Sommer 1928 statt. 24 Stunden ohne Zwischenlandung, und das bei jedem Wetter! Eine Boje in Mattsee, die andere in Gebertsham – die Schnellsten legten an die 25 Runden zurück!

Erwähnt werden müssen noch die hervorragenden Konstruktionen des damaligen Clubmitglieds und Schiffsbau-Ingenieurs Anton Miglitsch, der 15er M-732 „Satan“ der Familie Menghin, der alles gewann wohin er kam, sowie die Konstruktion des 15er „Frechdachs“ unseres Mitglieds und Regattaseglers Hans Brichta.
Nicht vergessen in diesem Zusammenhang sollte man den Lateiner, der allen alten Mitgliedern unseres Clubs ein Begriff war. In diesen Zeiten waren ungefähr 20 Lateiner auf dem Niedertrumer See beheimatet, alle gebaut vom Großvater des jetzigen Mitglieds und Segelschulbesitzer Hermann Steiner – er hieß auch Hermann. Es gab auch eine ganze Reihe von Mitgliedern, die so ein Boot besaßen. Auch wurden jedes Jahr Regatten mit den Lateinern gesegelt, die damals sehr beliebt waren.

Im Gegensatz zu heute, wo die Segeltätigkeit fast durchwegs nur an Wochenenden, dafür aber von April bis Oktober ausgeübt wird, war der UYC Mattsee damals ein reiner Ferienclub, konzentriert auf die Monate Juli und August. Ein Clubsteg – er befand sich an derselben Stelle wie heute – umgeben von vielen Wasserliegeplätzen und ein Clubzimmer, das beim Gasthof Seewirt angemietet wurde, um am Abend die Clubmitglieder zu vereinen, standen zur Verfügung. Die einheimische Bevölkerung von Mattsee hatte damals manchmal berechtigten Grund, über das etwas ausgelassene, insbesondere nächtliche Treiben, vor allem der jungen Clubmitglieder, zu klagen.

1938-1945
Dieser erste Abschnitt des damaligen Zweigvereins UYC Mattsee endete 1938 – wie auch bei allen anderen österreichischen Segelclubs – mit seiner Überführung in den Yachtclub von Deutschland, wobei die vereinsrechtliche Konstruktion mit den Zweigvereinen oder Zweigabteilungen wie Sie nunmehr hießen, aufrecht erhalten wurden. 1945, bei Kriegsende, sah es ganz schlecht um den Club und dessen Bootsbestand aus. Die Mitglieder waren zerstreut, viele lebten in der Russenzone, einige waren gefallen. Es gab wenig Gelegenheit und Mittel um nach Mattsee zu kommen. Die Boote waren – soweit überhaupt noch vorhanden – zum Teil schwer havariert oder in unrechtmäßiger Hand.

1946-1959
Trotz aller Widrigkeiten, hervorgerufen durch die Kriegsfolgen, hat sich relativ rasch wieder ein seglerisches Treiben auf dem Mattsee entwickelt. Hierbei spielte vor allem auch der altgediente Lateiner eine Vorreiterrolle. Obermedizinalrat Arthur Michalek, der praktisch von Anbeginn die Geschicke des UYC Mattsee leitete und sich dabei große Verdienste erworben hatte, gelang es, ab 1947 mit alten und einigen neu eingetretenen Mitgliedern allmählich den Club wieder zu aktivieren. Dabei kam dem UYC Mattsee zugute, daß aufgrund guter Verbindungen zwischen Familien des UYC Mattsee und des UYC Neusiedlersee eine seglerische Interessensgemeinschaft begründet wurde. Der UYC Neusiedlersee hatte vorerst die Möglichkeit verloren, auf seinem Revier zu segeln und so sind seine Mitglieder als Gäste im UYC Mattsee sehr willkommen gewesen. Manche Gäste traten in den UYC Mattsee ein und es wurde gemeinsam der Segel- und Regattabetrieb wieder in Schwung gebracht. Ganz zu Beginn wurden Lateiner-Regatten mit den Gästen vom UYC Neusiedlersee abgehalten, wobei in der Folge diese Gäste auch das Interesse an der Piratklasse weckten. Befruchtet durch den „Import“ der Piratklasse vom Neusiedler See an den Mattsee, wurden bereits 1947/1948 bei der heimischen Bootswerft der Gebrüder Hermann und Karl Steiner unter der technischen Leitung des damaligen Mitglieds Mitu Szekulics acht Piraten auf Kiel gelegt. Die wichtigsten Regatten der Nachkriegszeit waren dann auch die der Piratklasse und der O-Jolle. Darunter befanden sich auch Staatsmeisterschaften, wobei der UYC Mattsee zweimal, nämlich mit Otto Kasseroller auf dem Neusiedler See und Berti Slavizcek auf dem Mattsee Staatsmeistertitel in der Piratklasse erlangte.

1954 trat Arthur Michalek aus gesundheitlichen Gründen als Obmann zurück – er wurde für seine vielen Verdienste um Entstehung und Entwicklung des Clubs zum Ehrenobmann gewählt – und nach kurzer Obmannschaft von Walter Gregorig übernahm ein fast völlig neues Team mit viel Ambitionen unter dem Obmann Franz Erich Knittel die Führung des Clubs. Da inzwischen das Clublokal verlorengegangen war und nur zwei Garagen als Segelkammer verfügbar waren, war die nächste Sorge, einen geeigneten Clubraum zu finden, der dann auch nach Vereinbarung mit dem Ehepaar Kröss im „Turm“ des Cafe Seerose ausgestaltet wurde. Der UYC Mattsee wurde sportlich und gesellschaftlich auf eine neue Basis gestellt. Durch den „Propagandakauf“ des FD OE 12 „Diemut“ (Eigner Kurt Jonak) und OE 14 „Gipsy“ (Eigner Otto Kasseroller) konnte diese moderne Zweimannklasse auf dem Mattsee nicht nur eingeführt werden, sondern es konnte bereit 1957 mit Unterstützung der bayrischen FD-Freunde aus Waging die erste Verbandswettfahrt auf dem Mattsee in der FD-Klasse mit sechs Booten gestartet werden. Weiters beschloß der UYC Mattsee zur intensiven Verbreitung dieser Klasse in Österreich für die Jugendausbildung einen eigenen neuen FD zu kaufen. Die Finanzierung dieses Club-FDs gelang mit Subventionen des Allgemeinen Sportverbandes Österreich, des Landesverband Salzburg und Spenden von Clubmitgliedern innerhalb eines Jahres. Der UYC Mattsee schaffte, es in kurzer Zeit ein Feld von 15 im Club eingetragenen FDs aufzubauen. 1960 veranstaltete der UYC Mattsee – auch wiederum unterstützt durch seine Waginger Segelfreunde – die erste österreichische Regatta in der Korsarklasse, was schließlich auch zur Einführung dieser Klasse in Österreich sehr beigetragen hat.

1960-1986
Leider war der UYC Mattsee bis jetzt immer nur Mieter oder Pächter und es war hoch an der Zeit, sich mit dem Gedanken eines Grundankaufs für Land-Bootsliegeplätze und ein eventuell zu errichtendes Clubhaus zu befassen. Gerade in dieser Zeit sind allerdings Seegrundstücke sehr rar und teuer geworden, aber nach Überwindung vieler Schwierigkeiten gelang es, von der Salzburger Landesregierung ein Grundstück zu pachten und zur Ergänzung ein weiters – leider nur sehr kleines – zu erwerben. Unter dieser räumlichen Beengtheit leidet der Club auch heute noch. 1960 entschloß sich die Clubleitung nach Prüfung aller Umstände ein Clubhaus zu errichten, wozu neben bemerkenswerten Spenden vieler Mitglieder, vor allem der Allgemeine Sportverband Österreichs, Salzburg (ASVÖ), die Salzburger Landesregierung, die Stadtgemeinde Salzburg und auch der Österreichische Segelverband beitrugen. Die Eröffnung des Clubhauses fand in feierlicher Form im Sommer 1961 statt, nachdem von den Mitgliedern selbst noch viele Arbeitseinsätze für die Gestaltung der Umgebung des Clubhauses, der Liegeplätze, der Umzäunung und dergleichen geleistet werden mußten. In diesem Zusammenhang muß besonders des Betreibers des Projekts, unseres Mitglieds Kurt Jonak gedacht werden, der sich in Bezug auf Planung, Errichtung sowie Ausbau des Clubhauses große Verdienste erworben hat. Gestärkt durch eine nunmehr eigene Heimstätte konnten in den folgenden Jahren zahlreiche Regatten mit großen Startfeldern, besonders in der FD- und Korsarklasse, durchgeführt werden. Sie waren verbunden mit gesellschaftlichen Veranstaltungen und dadurch wurde unser Club in segelsportlichen Kreisen sehr angesehen. Damals wurde auch der 3-Seen-Wettkampf Mattsee, Mondsee, Waginger See“ (1959-1961) durchgeführt und von den Mattseer Seglern wurde der schöne Tassilo-Wanderpreis für den Mattsee gewonnen.

Zu dieser Zeit entwickelte sich auch ein sportliches und gesellschaftliches Naheverhältnis zwischen Mondseer FD-Seglern und jenen des UYC Mattsee, woraus resultierte, das der UYC Mattsee das größte FD-Feld im Yachtregister des ÖSV aufweisen konnte. Der Höhepunkt der segelsportlichen Entwicklung des Clubs in Richtung modernes Jollensegeln (Schalenbauweise, Trapez etc.) war die Durchführung der Österreichischen Staatsmeisterschaft in der FD-Klasse im Jahre 1965 auf dem Mattsee, die eine Teilnehmerzahl von über 50 Booten mit sehr starker ausländischer Beteiligung – zwei Boote kamen auch aus Übersee – brachte.
Einige Jahre später traten Zweirumpfschiffe sehr stark in das sportliche Geschehen ein und es war wieder der UYC Mattsee, als einer der ersten österreichischen Clubs, der Regatten mit sehr guten Meldeergebnissen in der Tornado-Klasse und im sogenannten B-Katamaran über Jahre hinaus durchführte.

In den folgenden Jahren hat sich der UYC Mattsee verstärkt der Jugendausbildung zugewendet. Mit den neuen Jugendklassen Min und Robby wurden vor allem Nachwuchssegler gewonnen. Dem Club sehr zu Seite gestanden ist Gernot Weninger, Jugendabteilungsleiter in dieser Zeit. Keinesfalls unerwähnt soll auch die Laserklasse sein, die sich auf dem Mattsee schnell mit großen Feldern durchsetzte und unter vielen anderen Veranstaltungen wurde wohl die jahreszeitlich früheste Regatta gesegelt: Ende März das Schi-Yachting der Lasersegler, die auch durch Schneegestöber nicht vom Segeln abgehalten werden konnten. In diesem Zusammenhang wurden auch Rodel-Yachtings veranstaltet, wobei der Rodelwettbewerb auf der Rennrodelbahn in Königsee durchgeführt wurde. Schließlich sollte nicht unerwähnt bleiben, daß der UYC Mattsee mit seinen sportlichen Aktivitäten auswärts gegangen ist und wiederum unter bewährter Leitung von Gernot Weninger in den Jahren 1972-1974 unter großem Publikumsinteresse den „Mini-Min-Cup“ auf dem Leopoldskroner Weiher in Salzburg durchführte.

1974 hat Otto Kasseroller, ein bewährter Regattasegler auf internationalen Revieren, vor allem in den Klassen Pirat, FD und Tempest, mit einer vorwiegend jungen unverbrauchten Mannschaft die Obmannschaft des UYC Mattsee übernommen.

Durch die Einführung der Olympischen Kurse auch auf den österreichischen Binnenseen ist es notwendig geworden, die Regatten nicht mehr von Land aus, sondern direkt am Wasser zu starten und dazu investierte der Club Anfang der 80er Jahre in ein eigenes, sehr zweckmäßiges Startschiff „Max“ mit Innenbordantrieb, nachdem in den davorliegenden Jahren eine Interessensgemeinschaft mit dem SCM bestand.

Otto Kasseroller und Helmut Knittel waren die ersten Clubmitglieder, die 1972 den B-Schein für Küstenschiffahrt erwarben.

In dieser Zeit war es dem UYC Mattsee auch möglich, ein kleines Badegrundstück zwischen dem Bootshaus Steiner und dem Strandbad zu erwerben, das von den Clubmitgliedern und deren Familien gerne genützt wird. Außerdem war die Notwendigkeit gegeben, den Clubsteg zu renovieren und zu erweitern. Auch dabei hat der ASVÖ Salzburg mit einer großzügigen Subvention seinen Beitrag geleistet.

Durch den Ankauf einer Yngling vom Otto Kasseroller kam diese Bootsklasse erstmals auf den Mattsee. In den folgenden Jahren sind zahlreiche Mitglieder ebenfalls in die Yngling-Klasse eingestiegen, sodaß es nicht lange dauerte und der UYC Mattsee konnte die ersten gut besetzten Yngling-Regatten zur Durchführung bringen, die sich auch heute noch meist als Schwerpunkt-Regatten und Landesmeisterschaften großer Beliebtheit erfreuen.

Der UYC Mattsee ist trotz seiner Kleinheit in den Sportorganisationen bestens vertreten: im Präsidium des ÖSV durch Otto Kasseroller, später durch Helge Grafinger. Im SSV durch Otto Kasseroller seit der Gründung in den frühen 70er Jahren, wobei dieser in Zusammenarbeit mit Franz Erich Knittel ein Mitbegründer des SSV war, heute vertreten durch Otto Kasseroller und Thomas Schabel. Im ASVÖ durch Erich Knittel, als Nachfolger Otto Kasseroller und kurze Zeit durch Helmut Knittel. In der Landessportorganisation durch Otto Kasseroller.