Die Klassenpolitik des UYC Mattsee

Wie Otto Kasseroller in seinem Beitrag über die Geschichte des UYC Mattsee ausführt, bestimmten in den Anfangsjahren 22er, 15er und Einheits10er das Segelgeschehen in unserem Yachtclub. Diese Jollen wurden zum Teil von unseren Mitgliedern selbst konstruiert und gesegelt. Der Lateiner wurde ursprünglich vom Neusiedler See an den Mattsee gebracht und dann hier vor Ort von der Bootswerft der Brüder Hermann und Karl Steiner gebaut. Auch nach dem Krieg spielte diese Klasse eine wichtige Rolle.

Der Pirat kam ebenfalls durch Sommergäste des UYC Neusiedler See an unser Revier. An der Verbreitung dieser Bootsklasse haben wiederum die Brüder Steiner durch den Bau hervorragender Boote großen Anteil. Diese von Carl Martens 1938 entworfene Zweimannjolle hat eine Länge von 5 Metern, eine Segelfläche von 10 m² und wird mit einem 10 m² großen Spinnaker gesegelt. Die Pirat-Klasse erfreut sich auch heute noch im Alpenraum einer durchaus beachtlichen Beliebtheit.

Echte Klassenpolitik wurde in den 60er Jahren durch den Ankauf zweier Boote der Flying-Dutchman-Klasse durch Kurt Jonak und Otto Kasseroller betrieben. Die Konstruktion des FD geht auf eine Initiative des Holländers Conrad Gülcher im Jahr 1951 zurück und wurde 1960 als olympische Klasse anerkannt. Die „Formel-1“ unter den Jollen ist 6 Meter lang, hat eine Segelfläche von 16,8 m² und einen Spinnaker von 20,5 m². Der UYC Mattsee hat zur Verbreitung dieser Klasse in Österreich wesentlich beigetragen; so wurde ein eigener Club-FD für die Jugendausbildung angeschafft. Mit 15 Booten bildete der FD die größte in unserem Club je vertretene Klasse und stellte auch das größte FD-Feld Österreichs.

Unser Club veranstaltete 1960 die erste österreichische Regatta in der Korsar-Klasse. Dieses Boot wurde 1957 von dem Deutschen Ernst Lehfeld konstruiert. Es weist eine Länge von 5 Metern auf und verfügt über eine Segelfläche von 16,7m² plus 15 m² Spinnaker. Die Korsare bilden nach wie vor eine fixe Größe in unserem Bootspark. Die Korsar-Segler aus Deutschland und Österreich kommen immer wieder gerne zu den Regatten an den Mattsee.

Die Einheitsklasse Laser wurde durch Gernot Weninger auf dem Mattsee eingeführt. Durch einfache Konstruktion und Handhabung verbreitete sich dieses 1971 von Bruce Kirby entworfene Boot sehr rasch. Heute werden weltweit über 160.000 nahezu idente Boote gesegelt und der Laser hat es zur olympischen Einhandklasse gebracht. Die Länge beträgt 4,23 Meter und die Segelfläche 7,06 m². Derzeit verfügen wir in unserem eigenen Bootspark über vier Laser, die aber leider nur teilweise regelmäßig gesegelt werden.

Wieder war es Otto Kasseroller der 1977 durch den Kauf einer Yngling diese Bootsklasse an den Mattsee brachte. Ynglinge stellen heute die größte Flotte an unserem Steg. Die Austragung der Österreichischen Staatsmeisterschaft in der Yngling-Klasse bildet den sportlichen Höhepunkt des 75-Jahr-Jubiläums. Dieser Bootstyp wurde 1967 von dem Norweger Jan Hermann Linge konstruiert und ist seit 1979 als internationale Klasse anerkannt. Das offene Kielboot mißt eine Länge von 6,35 Metern und eine Segelfläche von 14 m². International wird es zu dritt, in Österreich jedoch meist zu zweit gesegelt. Weltweit existieren zirka 4000 Ynglings.

Zur Nachwuchsausbildung stehen in unserem Club heute sieben Optimisten zur Verfügung. Bei dieser Klasse handelt es sich um ein 2,31 Meter langes Boot, das speziell für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre entwickelt wurde. Weltweit gibt es in 95 Ländern zirka 150.000 Optis. Gerade in den letzten Jahren konnten etliche Kinder und Jugendliche unseres Clubs durch Kurse in dieser Bootsklasse an den Segelsport herangeführt werden. Spaß am Segeln und beachtliche Regattaerfolge sind das erfreuliche Ergebnis dieser Jugendförderung. Für die etwas größeren Jugendlichen haben wir 2 Boote der Zoom 8 Klasse zur Verfügung. Eine 2,65 Meter lange Gleitjolle mit einer Segelfläche von 4,8m². Auch ein 420er, 4,20 Meter langes Zweimannboot steht für die Jugend zur Verfügung.

Auch im Segelsport wird die Entwicklung wesentlich von Marketingstrategien und den Medien bestimmt. Gleichermaßen wird unser Konsumverhalten beeinflußt. Produkte und Leistungen die zum Verkauf angeboten werden, müssen spektakulär sein. Moderne Bauweisen verbunden mit raffinierter Ausstattung ermöglichen heute dem Bootsbau die Schaffung von „Rennmaschinen“, die immer waghalsigeren Sport ermöglichen. Hier ist unser Yachtclub gefordert, durch vernünftige Klassenpolitik einen Mittelweg zu finden, der zugleich das Segeln als Hochleistungssport als auch als Freizeitvergnügen sichert.

Thomas Himmer
Obmann UYC Mattsee