Was verbindest Du mit Regattasegeln …

von Margit Knirsch

Sonne – Wind – Wasser – Salz – Frieren – Gischt – Sturm … oder versuchen eine Einheit zu werden, mit Schiff und Mannschaft, im Wettkampf die Konkurrenz, die Wellen, die Wolken zu beobachten, versuchen zu verspüren , daß dein Boot gut getrimmt ist, daß es sich minimalst durch dein Vertrautsein mit dem Element Boot und Natur, Zentimeter um Zentimeter vor die anderen Segler kämpft und dir eine Genugtuung gibt, im Wettkampf mit Gleichgesinnten mithalten zu können oder, daß du mit deinem Boot gesiegt hast, über kaum zu bezwingbare Witterungsverhältnisse?

Leider genügt das im Technologiezeitalter bei hochkarätigen Regatten nicht mehr. So ist einer der wichtigsten Männer an Bord eines Racers, ein sogenannter Routeur, das ist ein Fachmann für Informatik, Meteorologie und Regattataktik, der bereits an Land in Computerprogrammen mit der Eingabe der Wetterlage und ihrer voraussichtlichen Entwicklung, sowie den Leistungsdaten des Bootes bei allen Windeinfallswinkeln und – Geschwindigkeiten den idealen Kurs errechnet und dem Skipper die möglichen und besten Optionen vorstellt.

Es ist nicht mehr der Kartentisch, der Sextant, eine genau gehende Uhr, ein krächzendes Funkgerät das den Navigationsraum einer Regattayacht ziert, sondern heute glaubt man sich in der Kanzel eines Flugzeuges zu befinden in dem hochentwickelte Instrumente stecken. Zuverlässige Satellitensysteme kombiniert mit Wetterkarten die per Fax übertragen werden, liefern dem Yachtcomputer eine wiklichkeitsgetreue Analyse der Seegangsverhältnisse, der Stärke und Richtung des Windes und die des Stroms. Die Windstärken werden nach den Luftdruckgradienten, der Entwicklung über die Zeit, den Reibungsverlust des Windes über dem Wasser und den Isobarenkurven mit ihren Änderungen errechnet Das Programm wirft dann den optimalen Kurs aufgrund der Eigenschaften und der Leistungen des Bootes aus, die sich mit der Gewichtsverminderung durch den Wasser- und Proviantverbrauch allmählich ändern können. Zusätzlich wird eine Kurvenschar ausgedruckt, die Isodistanzen (gleiche Entfernungen) die auf den Wegpunkt zulaufen sowie eine weitere Kurvenschar, die Isochronen, welche die schnellsten zu segelnden Zeiten angeben. Die Kurslinien machen die Gebiete sichtbar, in denen die besten Segelbedingungen zu finden sind.

Anschließend beschreibt das Programm den optimalen Kurs zugleich mit einem Voraus-Logbuch, das die voraussichtliche Zeit des Passierens einer Reihe von Wegpunkten angibt, zugleich mit den Wetterverhältnissen und den daraus sich ergebenden Leistungen des Bootes. Durch Anwählen einer Reihe von Optionen kommt man zu Quantifizierung der Risiken eines bestimmten Kurses. Mit dem gleichen Verfahren auf einen Konkurrenten angewendet, läßt sich dessen Kurs herausfinden. Das Radar warnt nicht nur vor den Eisbergen, es zeigt auch die Entfernung und Zugrichtung einer Wasserhose an und kann bei geringeren Abständen Kurs und Geschwindigkeit der Gegner mitplotten. Die Risiken werden kleiner, keine Rätsel mehr über den Schiffsort, keine Überraschungen mehr mit dem Wetter – für das Abenteuer bleibt immer weniger Raum.

Aber wir sollten über all der Technik und Hektik der heutigen Zeit nicht vergessen, uns einfach wieder zu besinnen, auf Sonne – Wind – Wasser – Salz – Frieren – Gischt – Sturm …

zu hören, wie das Schiff gleichmäßig plätschernd durchs Wasser gleitet,
zu riechen, wenn der Geruch von Seetang übergeht auf den würzigen Duft von Kräuter, Wald und Wiese,
zu sehen, wie die Wolken am Himmel von beschaulichen Schäfchenwolken sich in riesige Wolkentürme verändern,
auf der Zunge bewußt das Salzwasser der Gischt vernehmen,
auf der Haut fühlen, wie der Wind sich in Stärke und Richtung ändert.So können wir uns vielleicht ein wenig zurückversetzen in die Zeit der großen „Entdecker“ die es mit den einfachsten Mitteln schafften, neue unbekannte Gebiete, ohne eines „Routeurs“, zu erforschen.

Und wahrscheinlich ist es die „Würze“ des Regattasegelns, daß nicht nur die neueste Technologie und das beste Schiff „der Stoff ist, aus dem die Sieger sind“, sondern die Kombination aus einer Crew segelbegeisteter, Freunde, gepaart mit dem „7. Sinn“ der Entdecker, die es verstehen, die neueste Technik gezielt einzusetzen.